Mittwoch, 21. Juli 2010

Q222: Ohne Mama zum Strand

Logbuch Kretaurlaub - Mittwoch – 14.7.2010

Was ist heute mit Digital Nativ II los? Der will alleine mit mir zum Strand. Alleine mit mir! Mit mir ohne Mama! Der muss krank sein. Ohne Mama. Das gibt’s nicht. Normalerweise geht ohne Mama gar nichts. Papa ist nur zuständig für’s rangeln (Q87). Der Kleine weiß schon was er an Mama hat. Die liest ihm jeden Wunsch von den Augen ab. Da geht alles durch. Bin gespannt wie lange wir zwei miteinander – ohne Schiedsrichter – können?

Also. Auf zum Strand. „Ok Großer, gehen wir“. Nach 20 Meter geht’s schon los: „Papa Tim tragen!“ – „Nein Timmi, wir gehen. Da bekommst du große Muskeln! [Damit krieg ich ihn immer rum]“

Wir sind weitere 30 Meter gegangen. „Papa. Tragen“ – „Nein Tim, wir gehen.“ – „Mama Tim immer tragen! [Ja, das macht Mama. Aber ich nicht! Heute hab ich das Sagen!]“. Tim stellt die Fortbewegung ein und klammert sich an meine Füße. „Paaaaaaapaaaaa. Traaaaagen!“ – „Du kannst mich tragen, wenn du willst. Da wirst du stark. Das gibt viele Muskeln!“.

Das mit den Muskeln zieht immer. Tim nimmt mich pseudomäßig Huckepack – also ich mit einem Bein auf seine Schulter. Nach 3 Metern ist Schluss. Der Kleine will nicht mehr. „Genug Muskeln. Du mich tragen!“ – „Nein, ich trag dich nicht! Große Jungs gehen alleine! [Damit krieg ich ihn immer rum]“ – „[Denkste] Tim klein. Du mich tragen!“. Meine Frau würde ihn jetzt tragen. Ich nicht.

Tim setzt sich hin und bockt. „Kann nicht gehen.“ – „Warum kannst du nicht gehen!“ – „Ich wachse!“. Waaas? „Ich wachse!“ - Der Racker ist 4 Jahre alt und argumentiert warum er getragen werden muss. Das kommt raus bei Montessori-Kindern. Nein, mit mir nicht.

Papa bleibt stehen und bockt auch. „Tim. Ich gehe jetzt alleine! Bleibst du da?“. Tim bockt weiter und sagt kein Wort. „Ok, bis später!“, ich bin da beinhart. Er bleibt sitzen. Er ist da beinhärter. Spätestens wenn er mich nicht mehr sieht gibt er auf. Ich gehe ums Eck. 1-2-3-4-5. Nix passiert.

Ich schau ums Eck, der Kleine sitzt noch immer dort und grinst mich an. „Jetzt geh ich aber wirklich! Tschüss Tim!“. Ich warte 2 Minuten ums Eck, nichts tut sich. Kein heulen, kein schreien, keine Schritte.

10 Schritte später nehm ich ihn auf die Schultern und wir … ähhhh ich … gehe an den Strand. Bekomm ich halt die Muskeln.

Wer’s glaubt!

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