Sonntag, 6. Dezember 2009

Q55A: Was macht eine Livesendung aus?

Couch-Chamäleon-Session, Bewerb Extrem-Zapping. Ich stoße auf Kanal 767.



Aus der Röhre blicken mich zwei Augen an, mit folgendem Angebot:

"Rufen Sie an. Der Erstanruf ist Gratis. Ich lese aus ihrer Zukunft. Sie wollen wissen wie es um ihre Liebe steht. Sie wollen wissen wie es um ihre Gesundheit steht? Ich sage es ihnen. Schauen sie in diese Augen. Können die lügen?"

Im Hintergrund hört man die Regie "Zoomt auf seine Augen. Zoomt auf seine Augen!!!!“. Der Kameramann pennt wohl. Kein Wunder bei diesen Augen.

Und dann kommt es. Er hat Schweinegrippekarten. Richtig gelesen. Schweine-Grippe-Karten, Spezialanfertigung. Bitte auf der Zunge zergehen lassen.  Damit kann er die Schweingrippewahrscheinlichkeit des Anrufers vorher sagen. Das stelle man sich vor. Ich bin paff. Schweingrippewahrscheinlichkeit per Wahrsager. Was kommt da noch?

Ich denke, ja das ist es. Greife zum Hörer und wähle die eingeblendete Nummer. Ich will wissen wie es um meine Gesundheit steht. Eine nette weibliche Stimme erklärt mir wie es abläuft. Europas bekanntester Wahrsager ruft Sie innerhalb von 72 Stunden zurück. Mein Einwand dass das ja dann keine Livesendung ist, kontert sie mit "Zeitverzögert, Live!". Zeitverzögert Live? Also zeitverzögert Live (10 Sekunden) wird der Super Bowl übertragen seitdem Janet Jacksons Busen 2004 zufällig von Justin Timberlake freigelegt wurde (aka Nippelgate). Zeitverzögert Live 72 Stunden später,  so nennt man Aufzeichnungen. Oder?

Na ja was soll’s. Ich gebe alle meine Daten bekannt und nehme halt den Rückruf in Kauf. Bevor ich auflege lässt mich die Telefonstimme aber wissen: „Wenn sie es ganz eilig haben dann kann ich sie aber zu einer kostenpflichtigen Beratung durchstellen. Das kostet einen Euro neunundneuzig und ist wirklich Live!“.

Über erwünschte oder unerwünschte Nebenwirkungen informiert Arzt, Apotheker oderWahrsager. Zeitverzögert Live natürlich.