Mittwoch, 11. August 2010

Q237: Rück bitte den Tisch gerade!

Das Wiederherstellen meiner Wirbelsäulenmäßigen Vitalfunktionen basiert auf 3 Säulen:

- Physiotherapeut
oder
- Osteopath
oder
- Orthopäde

Zu wem ich gehe ist abhängig davon wie es zwickt, wo es zwickt und wie das Zwicken zu Stande gekommen ist. Ist am Zwicken Fremdverschulden in Form von stumpfer Gewalt Schuld, so ist Säule 1 dran. Nachdem der Tritt vom Sonntag darunter fällt (Q236), war also gestern Säule 1 angesagt.

Um 20:00 Uhr trudle ich also bei meinem Physiotherapeuten ein. Nennen wir ihn einfach Dr. No. Warum? Weil er auf den ganzen Fernöstlichen Quatsch abfährt. TCM, Tai Chi, Reiki, Chop Suey und gebratene Ente mit Bambussprossen.

Noch bevor ich mich auf die Liege bette, sorge ich erst einmal für ordentliches Feng Shui. Die Liege ist leicht verschoben und nicht parallel zur Wand ausgerichtet. Das macht mich unrund (aka Monkisch). Ein kleiner Ruck hier, ein Kontrollblick da und der Drache fliegt wieder gleichmäßig durch die Ordination. „Passt!“, mir geht’s gleich a bissal besser.

Dr. No, schaut mich ungläubig an. „Und deswegen bist zu mir kumma? Dast Innenarchitekt spüst?“. Drei Minuten später liege auf einer präzise ausgerichteten Massageliege. „Eh klar, L4 ist verschoben.“, sagt Dr. No. „Ich werde dich mobilisieren!“.

Ahhhhhhhh. Bist du deppat, des tuat weh!“ – „Daa muast jetzt duach! Konzentria die net aufn Schmerz!“. Beim Blick durch die Gesichtsöffnung der Massageliege entdecke ich dass der Schreibtisch nicht parallel zu den Fliesenfugen steht. Das macht mich monkisch. Ich hab gleich noch mehr Schmerzen. „Ahhhhh, de Flieeesn. Des tuat weh!

Während ich mich NICHT auf die Fliesen konzentriere und Dr. No meinen Rücken bearbeitet quatschen wir über Familie, Tod und Teufel. Irgendwie wird der Masseuralltag angesprochen.

Wir kommen drauf das es Patienten gibt die nichts quatschen und andere wiederum die die ganze Zeit quatschen. „Oiso i hobs gern waun de Leit eha nix sogn und i in Rua orbeiten kann!“, meint Dr. No. Hör ich da einen kleinen Vorwurf?

Ich vermute dass er mir damit zu verstehen geben will dass ich endlich die Goschn (Öugs: Mund) halten soll. Ich bin ja eher ein introvertierter Typ, aber so Muckmäuschenstill auf dem Massagetisch zu liegen, wo wir uns doch so gut kennen ist trotzdem nicht meins.

Wüst saung i red zfü?“ – “Na, passt scho! Du soidast di nua mea auf dein Köapa konzentrian. Do greift de Behaundlung bessa!” – „Waun da Schreibtisch ned so schief steh tät daun däds ma glei bessa geh!“ – „Geh konzentria di und sei ruhig!

Die letzten 5 Minuten lieg ich Mucksmäuschen still da und konzentriere mich. NICHT auf den schiefen Schreibtisch! Mein Wirbel schmerzt trotzdem genau so wie vorher. Wenn der Schreibtisch nur gerade stehen würde!

Zum Abschluss machen wir uns einen neuen Termin aus. „Tschüss bis aum Midwoch, dau sog i daun de gaunze Zeit ka Wurt und konzentria mi nua auf mein Köapa!

Dr. No schaut mich mit zugekniffenen Augen an. „Du, und Fünf Minutn net redn? Des schoffst du net.“ Gleichzeitig schiebt er mit einem Ruck den Schreibtisch gerade. Ahh, das tut gut.

Dr. No ist ein außerordentlicher Diagnostiker. Mir geht’s schlagartig besser. Begnadete Hände hat der Kerl. Begnadete Hände.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.