Sonntag, 18. April 2010

Q162: Keine Angst, der will nur spielen!

In Wien ist Marathon angesagt, in Fischamend kleine Au. Ich laufe gerade mein 1. Runde zu Ende, da höre ich ein hysterisches schreien: „Dau hea du Kraumpn du Gschissana! Platz Bruuuuuutuuuuuuus, platz…“. Das hört sich nach erfolgreicher Hundeführerschein-Besitzerin an. So ist es auch.

In der Ferne sehe ich wie eine junge Frau, Typ Jaqueline oder Jessica (siehe ATV, wenn Teenager Mütter werden), versucht ihren Hund anzuleinen der auf einen kleinen Dackel los geht. Jaqueline trägt Buffalos (das sind diese Herman Munster Schuhe die vor Jahren IN waren), das Gesicht ist durch massiven  Einsatz von Blechschmuck verschönert, die Haut Solarium gegerbt.

Die ältere Dame, Besitzerin von klein Waldi steht erschrocken da und weiß nicht was sie tun soll. Jaqueline, die sicher auch ein Sackerl fürs Gackerl dabei hat, weiß wer Schuld an der Situation ist: „Wos gengans a do mit eanen Viech spaziern?“. Der Freund von Jaqueline, er heißt sicher Kevin oder Marcel aber auf keinen Fall Hubert oder Josef, steht teilnahmslos daneben und bearbeitet sein Handy. Eine SMS geht noch. Alles nur ein Klischee, oder?

Ich hab noch nicht einmal richtig die Situation erfasst, da lässt Bruuuuuutuuuuuuus, von seinem Frühstück ab und stürmt auf mich zu. „Ein bleib dau du Kraumpn!“ geht dem Köter dreispurig am Arsch vorbei. Blitzschnell mach ich eine Risikoanalyse und überlege mir Maßnahmen zur Risikominderung. Entweder in die Fischa springen, weil im Wasser hat Bruuuuuutuuuuuuus wenig Chancen auf mich als HappiHappi, auf die Bank springen oder auf toter Jogger machen. Ich beschließe auf toter Jogger zu machen, bleibe stehen und verfalle in totenähnliche Starre.

Bruuuuuutuuuuuuus steht vor seinem HappiHappi (aka Ich) und beschnüffelt es. Ich hoffe dass mein Schweiß nicht in sein Beuteschema fällt. Jaqueline kommt außer Atem angerannt. Jetzt fehlt nur mehr: „Wos rennans a do im Woid?“. Aber bei mir traut sie sich scheinbar nicht. Mit engelsgleicher Stimme beruhigt sie die Situation: „Ka aungst dea wü nua spün!“. Nur spielen? Ja, das sehe ich. Nur spielen? Ja, das wollte der Nachbarhund meines ehemaligen Arbeitskollegen auch. Sein Spielzeug, war damals 5 Jahre alt und hat jetzt Narben im Gesicht wie Frankenstein und an jeder Hand nur mehr zwei Finger.

Gott sei Dank mag Bruuuuuutuuuuuuus mein Deodorant (Schweißgebadeter Jogger) nicht. Ich war noch nie so froh über Körpergeruch wie heute. Außerdem hat der Köter ein neues Spielzeug entdeckt. Eine Ente. Ein hysterisches „Bleib dau du Kraumpn!“ leitet eine neue Verfolgungsjagd ein und vermittelt mir gerettet zu sein.

Die Jagd auf Bruuuuuutuuuuuuus geht also weiter. Nur spielen? Na ja. Am Montag werde ich mir Pfefferspray und eine Machete kaufen. Wozu ich das brauche? Damit ich die nächste Jaqueline mit engelsgleicher Stimme beruhigen kann: „Der Hund braucht keine Angst haben. Ich will nur spielen!

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