Sonntag, 11. April 2010

Q159: Drachen die fauchen, beißen nicht!

Gestern war Tag der Flugsaurier im Hause Q. Zuerst Natur Historisches Museum, Flugdrachen schauen, dann 3-D Kino „Drachenzähmen leicht gemacht!“.

Im Museum sehe ich einen Film in dem zwei fleischfressende Drachen-Dinos über einen Pflanzenfresser herfallen. Die Szene erinnert mich an letzten Freitag. SAS70-Meeting mit Prozessmanager und Prozessowner zum Thema Releasemanagement.

Ich bin ein SAS70-Controlsaurus-Papyrus (aka Papierfresser aka Vegetarier aka der Pflanzenfresser). Meine zwei Gegensaurier sind vom Typ JAVA-Codusaurus-Rex (aka Fleischfresser). Einer davon, mit schwarzen Stacheln rund ums Maul, dürfte der Giftigere sein. Das bemerkt man an seiner Körpersprache. Totale Konfrontation. Verschränkte Flügel vor der Brust, permanent kommt Rauch aus der Nase. Hat der einen Magic Dragon gepuffed? Sag „SAS70“ zu ihm, und er steckt die Besprechungshöhle in Brand.

Der andere scheint eher ruhiger zu sein, wehrt sich aber weil er nicht Prozessmanager werden will. Der macht einen auf „guter Drache“ im Gegensatz zum anderen, der auf „böser Drache“ macht. D.h., ich muss wohl eher auf den ruhigen aufpassen.

Bereits nach fünf Minuten haben mich die zwei in die Ecke getrieben. Der Stachelige bläht seine Nüstern und reagiert auf Fragen mit aggressiven Gegenfragen: „Wenn ich einen Prozess beschreiben muss, wozu braucht ich dann eine SOP? Das ist doch eh alles das Gleiche! Prozess, SOP, Policy, Guidelines…“. Ich ziehe alle Register um da raus zu kommen.



Ich kann den Stacheligen etwas bändigen, das fällt der andere über mich her. Der Stachellose faucht mit funkelnden Augen: „Nein, so geht das überhaupt nicht. So machen wir das nicht. So werden wir das nicht machen! Das ist ein Blödsinn! Es kann nicht sein dass ein Prozess anderen Prozessen Regeln vorgibt!“. Doch auch da komm ich raus. Ich ziehe vorgefertigte Argumentationen aus meiner Prozessmanagementkiste. Erkläre Geschäftsprozesse, Prozesse, Teilprozesse und Prozessschnittstellen. Nach 30 Minuten haben wir vorerst einmal einen Kompromiss. Ein guter Anfang. Die ganze Besprechungshöhle stinkt nach Rauch.

Der Stachellose wird noch aggressiver. „Wie bitte bist du auf solche Controls gekommen? Was bringen uns die?“. Ich erkläre den beiden das COBiT die Controls vorgibt und nicht ich. Mit einem: „Ahha, wir dachten das sei auf deinem Mist gewachsen!“ nähern wir uns einem Konsens.

Nach langem hin und her, kann ich die zwei davon überzeugen dass uns SAS70, diese Controls und ein dokumentierter Releasemanagementprozess weiter helfen. Trotzdem spucken sie weiter permanent Feuer. Jetzt bin aber ich dran. Die giftige Frage des Stachellosen: „Warum zerlege ich alles in lauter kleine Teile und beschreibe nicht alles einfach in einem riesigen Prozess?“ beantworte ich mit einer Gegenfrage: „Warum zerteilt ihr euren Code in lauter kleine Methoden und Klassen und schreibt nicht eine einzige riesengroße Klasse mit 1000en Lines of Code?

Zwei Blutunterlaufene Augenpaare funkeln mich an. Ich bemerke ihnen ein paar Kratzer zugefügt zu haben. Die zwei winden sich und schnauben. Die Hitze wird unerträglich. Haha, Drachen die fauchen beißen nicht. Nach 50 Minuten sind wir bei einem Konsens. Wir haben uns auf Prozessablauf, Zuständigkeiten, SOPs und Controls geeinigt, und das alles bis Ende nächster Woche fertig sein soll. Naja, geht ja. Die Fleischwunden haben sich also ausgezahlt.

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