Freitag, 22. Oktober 2010

Q273: Kommt der 18er in 2 Minuten oder der 2er in 18 Minuten

Die Zeit ist ein Punkt. Oder eine Zone. Laut Relativitätstheorie ist die Zeit eine Funktion des Orts. Je nach Zeitzone ist der Zeitpunkt ein anderer. Bei den Wiener Verkehrsbetrieben gibt es scheinbar eine eigene Zeitzone. Die sogenannte: Jetzt-verarschen-wir-mal-kräftig-die-Wartenden-Wiener-Linien-Sommer-Zeit. Und was zeichnet diese Zone aus?

Letzte Woche war ich auf einer Tagung für Qualitäts-Fuzzis. 2 Key-Notes und 6 Fachvorträge. 50% davon war: „Ich stelle ihnen mal kurz unser Unternehmen vor!“, der Rest war „alt Bekanntes mit einer neuen Überschrift“. Nicht das Geld wert. Wenn ja, nun, OK das Buffet war in Ordnung. Zurück zur Jetzt-verarschen-wir-mal-kräftig-die-Wartenden-Wiener-Linien-Sommer-Zeit.

Nach dem Verlassen der Veranstaltung muss ich zum Zug. Die Überlegung lautet: Zur Station gehen oder die Straßenbahn nehmen. Mein Zug nach Hause geht in 10 Minuten.

Die Wiener Linien haben ja das Kundenservice entdeckt. Jetzt wird bei manchen Stationen angezeigt wann die nächste Bim fährt. Man muss aber aufpassen. Bei der 18er-Haltestelle in der Schlachthausgasse, steht auf einer Seite bei dem verbleibenden Minuten wirklich die verbleibenden Minuten, auf der anderen Seite steht dort wo "Abfahrt in Minuten" steht, die Nummer der Straßenbahnlinie.

Wenn also der 18er in 18 Minuten kommt, dann stimmen beide Seiten der Anzeige. Wenn der 18er in 2 Minuten kommt dann stimmt nur eine Seite. Auf der anderen Seiten steht dann nämlich dann das 2er in 18 Minuten kommt. So weit so gut. Scheinbar schlechtes Usability-Design bzw. vergurkter Abnahmetest der Anzeigentafel.


Bei der 71er-Haltestelle beim Haus der österreichischen Staatslotterien stimmt die Anzeige. Zumindest wird auf beiden Seiten die Zeit gleich falsch angezeigt. Ich stehe also vor der Entscheidung Straßenbahn nehmen oder zu Fuß gehen.

Check Anzeige: 1 Minute!

Das passt, ich warte auf die Bim, das geht sich aus. 2 Minuten vergehen, die Bim kommt net.

Neuer Check. 11 Minuten!

Hää? Habe ich mich vorher verlesen und den zweiten Einser übersehen? Oder fährt da der 11er auch?

ReCheck: 1 Minute!

Spinn ich, da waren doch gerade noch zwei Einser. ReCheck-vom-ReCheck – ich lasse die Anzeigetafel nicht mehr aus den Augen. Ha! Da, ich hab’s gesehen. Aus der einen Minute werden auf einmal 18 Minuten!

Hat die Bim einen Patschen? Ist der Bim das Benzin ausgegangen? Ein Blick sagt mir nein. Die Bim steht bei der nächsten Station. Soweit sehe ich auch ohne Brillen. Wie kommen die auf 18 Minuten. Die Bim setzt sich in Bewegung. 14 Minuten noch! 4 Minuten gewonnen weil sie abfährt. Krass.

Die Tram ist noch 50 Meter enfernt und hat laut Anzeige 200 Meter innerhalb von 12 Minuten zurück gelegt. Ohne Stau!

Schlussendlich fährt mir mein Zug vor der Nase davon. Wie gesagt die Zeit ist eine Funktion des Ortes. Die Wiener Linien wissen das.

5 Kommentare:

Happy G. hat gesagt…

Hi,

die Zeit is a hund könnt ma auch sagen.
Aber um dem QAMP auf die Spur zu helfen: Es gibt eine zweite tolle nie erklärte Funktion dieser Tafeln und zwar zeigt es auch an wann der nächste behindertengerechte Wagen kommt. Also deiner wie auf dem Photo nicht behindertengerecht in einer Minute und der nächste ULF in 11 Minuten - ok?

Anonym hat gesagt…

Toll was man alles in diesem Blog lernt. Wofür steht ULF?

Anonym hat gesagt…

Hört sich an als ob Happy der Sprecher der Wiener Linie ist ;-) Jetzt fehlt noch die Erklärung für das 2er/18er/18er/2er Phänomän in der Schlachthausgasse.

A.

Wahrer des sinnlosen Wissens hat gesagt…

ULF = Ultra Low Floor

Anonym hat gesagt…

Meiner Meinung nach schon ein Fehler in der Spezifikation:
Minutenanzeige kann nicht funktionieren. (Wer kann denn wissen was noch vor der Bahn liegt, zB den Weg blockiert?)
Besser wärs anzuzeigen wieviele Stationen die Bim noch entfernt ist.