Sonntag, 23. Januar 2011

Q301: “Always look at the bright sight of life” oder “De Deppatn homs Gligg”

Letzte Woche, Heimfahrt mit dem Zug. Links von mir sitzen zwei Mädels. Strohblond, Kriegsbemalung und jede Menge Blech im Gesicht. Wie sich heraus stellt, Mama und Tochter. Mama ist jung Mama geworden oder Mama kennt das Geheimnis ewiger Jugend. Nennen wir sie einfach Blondie-Jung und Blondie-Alt und bedienen ein Klischee.

Ein Klischee?

Blondie-Alt liest eine dieser Open Source Tageszeitungen die am Bahnhof gratis aufliegen aber nicht umsonst sind! Blondie-Jung spielt mit Handy und verschickt SMS. Die macht das öfters, das sieht man.

Plötzlich signalisiert der Lady-Gaga-Klingelton in vollster Lautstärke eine eingehende SMS am Handy von Blondie-Jung. Einem „Wer issn des scho wida!“, folgt ein Check der SMS. Große Augen, dann ein jubeln: „Des pock i net. Mama, i hob kwunna. Do steht daas i fünftausnd Euro bei an Preisauschreibn kwunna hob. Und das i zruck ruafen soi!

Blondie-Alt will wissen welches Preisausschreiben das war, was wiederum Blondie-Jung egal ist: „Wöcha Preisausschreibn? Des waaaaaas i net, irgend ans hoid. Oba des is ma Scheißegal!“ Der Thronfolger würde jetzt sagen: „Scheiße sagt man nicht!

Blondie-Alt empört sich: „Spinnst! Wie redst du mit mia? So red ma ned mit seina Mutta!

Mein Gegenüber - älterer Herr, Typ grau melierter Studienrat mit akurat gepflegtem Schnauzbart - schaut mich an und verdreht die Augen. Wir wissen beide wer da wirklich gewinnt. Das ganze Zugabteil weiß wer wirklich gewinnt.

Blondie-Jung ruft zurück und hängt geschätzte 8 Minuten (= 3 Schnellbahn-Stationen S7 – Rennweg bis Zentralfriedhof = 3 x 3,99 Euro) in der Warteschleife zur Musik von Monty Python’s „Always look at the bright sight of life!“ und einer Tonbandstimme: „Ein Mitarbeiter wird sich nach dem Freiwerden der nächsten Leitung melden. Legen sie nicht auf, ein neuerlicher Anruf wird neu gereiht und verlängert die Wartezeit!“ Wer’s glaubt.

Es meldet sich wirklich wer am anderen Ende. „Ja, ich habe eine SMS erhalten, dass ich gewonnen habe!“ – „Wirklich? Das ist toll.“ – „Ja, natürlich! Blondie Mustermann, Mustermannstrasse 34, 9999 Musterstadt“ – „Nein, hab ich nicht. Aber meine Mutter. Moment, ich frage sie.“ – „Mama, i brauch dei Kontonumma. Duat wiad des Göd hi übawiesn!

Ich denk mir, jetzt wäre Aufklärung angesagt. Doch der akurat gepflegte Schnauzbart ist schneller. „Gnädige Frau sie sollten das nicht machen. Das ist reine Abzocke. Sie werden dieses Geld nie sehen. Dafür bin ich mir sicher dass dann Geld von ihrem Konto abgebu…

Der Studienrat ist noch gar nicht fertig, da fährt ihm Blondie-Alt verbal mit dem Arsch ins Gesicht: „Des geht ina an Scheißdreck aun. [Was würde jetzt der Thronfolger sagen?] Kimman sa se um ihnan eiganen Dreck. Da Neid is a Hund, göö?

Blondie-Alt zückt die Kontokarte, Blondie-Jung gibt die Kontonummer bekannt. „Wie lange wird das dauern?“ – „Aha. So lange? Na ja, macht nichts. Welches Preisausschreiben habe ich eigentlich gewonnen?“ – „Aha, aus Datenschutzgründen nicht sagen? Ist eh egal. Ich freu mich trotzdem.

Die Moral von dieser Gschicht?

Doofe Blondies gibt es nicht.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wirklich, ich gönn ihnen das Geld. (Den Abzockern natürlich.)